Abschied und Ankommen

4. Mai 2010

Die Zeit rennt. Und so stand der Tag des Abschieds plötzlich vor der Tür, sogleich gefolgt vom Tag des Heimkommens. Gefühlsintensive Stunden bildeten die Brücke zwischen Ecuador und der Schweiz, ein lachendes und ein trauriges Auge begleiteten mich in dieser Zeit.

Rückkehr nach Otavalo

Nach der abenteuerlichen Busfahrt von San Agustín nach Popayan warteten wir, wie letztmals erwähnt, auf den Nachtbus nach Ipiales bzw. der ecuadorianischen Grenze. Die Zeit vertrieben wir mit Blog schreiben, essen und mehreren Runden Dog spielen, wobei der Ehrgeiz ein wenig mit mir durchging und Kathi ihre kribblignervöse Seite zeigte. Diese Szenerie liess drei Kolumbianer zu uns kommen um sich nach dem Sinn des Spiels zu erkunden.

Um 11 Uhr fuhr mit einiger Verspätung das chinesische Rumpelkistli ab. Das war kein netter Abschied von Kolumbien, wo auf solchen Strecken sonst meist grosszügige Strassenkreuzer rumrase… äh, -kurven. Die Nacht war denn auch so ziemlich an erster Stelle aller mühsamen Nachtbusfahrten. Wobei kleine Augen ja bei der Kokskontrolle durch die Polizei eher ein Vorteil sind… Wie auch immer, wir sind nicht kontrolliert worden und bestens über die Grenze gekommen. In Tulcan warteten dann wieder die ecuadorianischen Traktore auf die Weiterfahrt. Man nennt sie zwar auch Busse, aber das Fahrgefühl ist schon eher traktorig und eine Unterhaltung in der Nähe von Motor und Auspuff schwieriger. Aber dafür sind die Anwerber noch flinker – wir haben das Billett ausgefüllt in der Hand gehabt, als das Gepäck noch im Kofferraum des Colectivos verstaut war – Hauptsache wir reisen mit dem Unternehmen des betreffenden Anwerbers.

In Otavalo angekommen und nachdem der Hunger gestillt war, überraschten wir Clivia mit unserer Präsenz, quatschten viel und liessen es Nacht werden. Derweil schnitt ich mir die Haare wieder auf eine verträgliche Länge.

Abschied in der Schule und Familie

Am Freitag ging ich zum letzten Mal für absehbare Zeit nach Tocagón, um mich von den Kindern, den Maestras und der Familie zu verabschieden.

Der Aufstieg zeigte mir, dass ich in Kolumbien offenbar wieder etwas von meiner höhenerprobten Fitness verloren hatte. So kam ich fast ausser Atem aufs Schulgelände und das Herz klopfte wohl auch noch etwas wegen Aufregung, nochmals die Kinder zu sehen. Als mich das ersten Mädchen erblickte, ertönte ein Freudenschrei und in Windeseile kam die ganze Schar auf mich zuzurennen – wie in der besten Axe-Werbung! Gut, ich hatte Axe unter den Achseln… ob die Werbung wohl recht hat oder sie mich nicht doch einfach irgendwie gern haben? Ich vermute zweiteres, denn schon wieder habe ich zwei kleine Briefli bekommen, wo zwei Mädchen aus der Vierten mir nochmals mitteilen, wie sehr sie mich vermissen. Es ist ein wahnsinnig schönes Gefühl von Kindern das Signal zu erhalten, irgendwie gemocht zu werden, auch wenn ich nicht immer mit dem Zuckerbrot unterrichtete.

Die letzten beiden Schulstunden bin ich in den verschiedenen Klassenzimmern und auf dem Spiel- und Sportplatz herumgetigert, habe Fotos gemacht, mit den Kindern gespielt und den Spass gehabt. Insbesondere auf dem Spielplatz wollten sie mich nicht mehr gehen lassen, weil ihnen meine Drehgeschwindigkeit am Girarbol derart gefiel. A propos Spielplatz: Die Lehrerinnen haben sich nicht wirklich ernst über den Spielplatz beklagt, weil es jetzt so schwer sei die Kinder von der Pause in die Schulzimmer zurück zu holen ;-).

Aber ich wollte noch zur Familie hoch – die aufgrund meiner eher spontanen Ankündigung (Vorabend) nur aus Dolores und Ines, der Frau von Fausto, sowie Alex, meinem Nachfolger, bestand. Sebastian war noch auf einem Bau beschäftigt (habe ihn aber noch gesehen) und die vier Kinder waren sonst irgendwo – und die habe ich leider nicht mehr gesehen. Dafür kletterte Rambo an mir hoch :-). Als ich die gute Stube (eher Küche) verliess, liess Dolores ihrer Traurigkeit freien Lauf und wünschte mir das Beste und dass ich doch irgendwann zurückkommen möge. Ist ein doofes Gefühl, wenn man bei Abschieden nicht gleich sentimental reagiert und so irgendwie den Eindruck hinterlässt es berühre einem nicht ganz so… Aber ich realisierte es schlicht noch nicht so, wie bei allen andern Abschieden auch…

Auch schön war, dass ich bei meinem letzten Gang durch das Dorf in Richtung Pana und Bus noch von verschiedenen Leuten gefragt wurde, ob ich das letzte Mal hier sei und wann ich fliege. Und dabei erhielt ich eine Vielzahl von Glück- und guten Reisewünschen.

Abschied von den Volontären

Am späteren Nachmittag verabschiedeten wir uns von Monika und Celia, der Präsidentin und der Koordinatorin des Projekts Cielo Azul bei einem Kaffee (in meinem Fall Jugo) und tauschten dabei noch einige Anekdoten aus.

Abends dann, nach dem Nachtessen pilgerten wir ein letztes Mal in unser Stammlokal Fauno, wo bei einem zwei Mojito auf eine wunderbare, lehr- und erfahrungsreiche Ecuadorzeit angestossen wurde.

Abschied von Ecuador

Am Samstagmorgen dann der Aufbruch mit dem Bus nach Quito. Weil Kathi am Sonntag flog, kam Clivia mit und so luden wir erst Kathis Gepäck im Hostal in Quito ab und fuhren dann zu unserem Lieblingssalatbuffet (siehe Bogotá), das von einem feinen Glacé gekrönt wurde. Anschliessend fuhr uns das Taxi zum Flughafen, wo ich mich von den Beiden leider verabschieden musste. Ich werde sie vermissen! Das Wetter leistete ebenfalls seinen Beitrag zur traurigen Stimmung.

Und so habe ich dann leider auch nicht mehr viel vom Land gesehen beim Abflug, denn die Wolken hingen tief und als es wolkenfrei wurde gegen Guayaquil war dann auch schon dunkel.

Flug

In Guayaquil mussten alle für eineinhalb Stunden das Flugzeug verlassen, was ich als eher mühsam empfand. Nun gut, dafür flogen wir pünktlich und kamen leicht vorzeitig in Madrid an. Weil der dortige Terminal (einer von Fünfen) derart gross ist, konnte ich die Wartezeit gemütlich mit zweimal Auf- und Ablaufen vorüberbringen.

Eigentlich hätte ich gerne beim Anflug nach Zürich die Schweiz von oben gesehen, aber bei einer geschlossenen Wolkendecke wo es unten rausplätschert ist das nur bei guter Vorstellungskraft möglich.

Willkommen zurück!

Nachdem ich Koffer und Rucksack ab dem Band genommen hatte, schritt ich zum Ausgang und hatte die Mundwinkel wohl an den Ohren hinten, so freute ich mich meine Liebsten wieder zu sehen! Vielen Dank an das Willkommenskomitee für den herzlichen Empfang! Ich habe auf dem Flug von Madrid nach Zürich nichts gekriegt und musste daher meinen Hunger stillen gehen, also genehmigte ich mir nach langer langer Zeit wieder eine Bratwurst an Zwiebelsauce mit Röschti – sensationell! 🙂

Etwas später fuhren wir nach Hause und an der Wohnungstüre erwartete mich ein grosses Willkommensplakat voll Schoggi, sodass der ganze Wohnblock spätestens jetzt wusste, dass ich a) weg war und b) gerne Schoggi habe ;-). Nach gut 36 Stunden auf den Beinen (bzw. auf den Füdliknochen) schritt ich nur noch Richtung Bett via Zahnbürschtli und gab mich dem Reich der Träume hin.

Akklimatisation

Nun bin ich noch nicht einmal 48 Stunden daheim. Es kommt mir aber schon viel länger vor, blende ich mal die Wäscheberge und sonstigen noch nicht versorgten Dinger aus. Ist das ein gutes Zeichen? Ich denke schon, jedenfalls fühle ich mich pudelwohl in all den vertrauten Situationen und meine Nase riecht so altbekannte Dinge, die irgendwie Heimat bedeuten. Es ist schön zuhause zu sein!

In den nächsten Tagen habe ich noch so einiges zu tun; einige Dinge will ich, andere muss ich. Fotos durcharbeiten, offiziell zügeln, Freunde treffen und dann beginnt bald mal die Arbeit.

Dieser Beitrag dürfte wohl der letzte in dieser Reihe gewesen sein… Ich danke für das grosse Interesse an Text und insbesondere Bild und wünsche euch gutes Gelingen eurer Reisewünsche!

Liebe Grüsse, Dani

Fotos


San Agustín

29. April 2010

Der Abschluss unserer Kolumbienreise fuehrte zu Grabdenkmaeler in allen Formen und Groessen und weckte bei Kathi Lust auf ein solches Grabmannli im Garten, derweil mir die Landschaft mehr Gefallen bereitete.

Parque Arquelogico

Nachdem wir nach der Ankunft am Montagmorgen den halben Tag nachverschliefen, bewegten wir unsere Fuesse nach einem feinen Almuerzo zielsicher dem Archaeologischen Park von San Agustín entgegen. Die sinkende Sonne verhiess uns nur noch knappe eineinhalb Stunden Besichtigung des ganzen Parks und der Waechter nur noch eine halbe Stunde, bis der am weitesten entfernte Punkt schliessen wuerde. Also liefen wir schnurstraks zum Alto de los Irgendwas, einer kleinen Ansammlung von Graebern auf einer kleinen Erhebung mit schoenem Rundumblick. Alle Graeber sind nach dem gleichen Prinzip aufgebaut: In einer Senke ist nochmals eine kleinere Senke eingelassen, wo mit Steinplatten ein Grab ausgebildet ist. Teilweise sind die Graeber von grossen Steinplatten abgedeckt, oefters mal offen. Aber fast immer hat’s davor so einen stylisierten, grinsenden und Faeuste zusammenhaltenden Steinmenschen. All die Graeber stammen nach meinen Informationen noch aus praehispanischer Zeit und gehoeren seit 15 Jahren zu den Unesco-Weltkulturerben.

Die restliche Zeit liessen wir uns von der Karte durch die uebrigen Grabstellen des Parks leiten. Kathi bekam Lust, so ein grinsendes Steinmanndli in ihrem kuenftigen Garten aufzustellen. Ich konnte der ganzen Sache aber weniger abgewinnen und erfreute mich derweil der ueppig gruenen Landschaft.

Zurueck im Dorf hielten wir Ausschau nach einem feinen Abendessen. Das Gute liegt so nah und nach diesem Motto handelnd wechselten wir vom Hostal die Strassenseite und betraten das Lokal der PizzaMania. Der Name ist Programm und so tanzte die Inhaberin wild zu groovigem Funksound. Ich hoere mich noch zu Kathi sagen, dass sie abgehe wie Schmidts Katze… Kurz darauf unterhielten wir uns auch schon in Deutsch, da der Akzent im Spanischen einem halt doch verraet… Ich glaube sie hat meinen Spruch nicht mitbekommen oder nahm ihn still als Kompliment auf; jedenfalls konnten wir ohne schlechtes Gewissen eine riesige feine Pizza mit allem moeglichen bestellen. War ein amuesanter Abend :-).

Jeeptour

Nachdem uns Juan, der Hostalinhaber am Vortag noch gross von seiner Jeeptour vorgeschwaermt hatte und noch extra erwaehnte, dass seine Tour etwas teurer sei, wir im Gegensatz zu anderen Anbietern nicht einfach rumchauffiert werden sondern Erklaerungen folgen, buchten wir eine solche Tour fuer den folgenden Tag.

Um 9 Uhr startete der ganze Spass und schon bald war klar, dass nicht wie versprochen Juan selber uns fuehrte, sondern wegen der auf sieben Leute angewachsenen Gruppe Alvaro uns mit seinem grossen Jeep die interessanten Plaetze zeigen werde. Und Alvaro war gespraechig! Die einzigen Saetze die ueber seine Lippen huschten waren „Aqui estamos“ (Hier sind wir), „Esto es el parque“ (Das ist der Park) und „Pueden salir para tomar fotos“ (Ihr koennt aussteigen um Fotos zu machen). Alle weiteren Erklaerungen waren rein imaginaerer Natur… Es war ein netter Ausflug, aber wir waren schon ein wenig enttaeuscht, denn es war mehr ein Taxiservice zu den touristischen Punkten denn eine gefuehrte Tour. Immerhin haben wir die engste Stelle des grossen Rio Magdalena gesehen (2m Breite), den hoechsten Wasserfall Kolumbiens (und zweithoechsten Suedamerikas) bestaunen koennen und haben noch zwei weitere groessere und kleinere Parks mit diesen von den grinsenden Steinmanndli bewachten Graebern erkundet.

Weil im oben erwaehnten Lokal wegen freiem Tag leider keine Pizzamania stattfinden konnte, verkoestigten wir uns zunaechst auf der Strasse mit so Haerdoepfel-Ei-Baellen und dann gemuetlich an einem Tischli im Hostal zur Feier des letzten Kolumbienausflugs noch fluessig mit ein wenig Wein.

Wenn hinter jeder Ecke ein Raubueberfall lauert

Heute Morgen sind wir mit dem Bus in San Agustín gestartet und knappe 6 Stunden ueber Schlaglochstrassen durch die Wildnis geholpert. Kurz nach dem Bruenzlihalt kam ein Jeep entgegen, der dem Chauffeur meldete, er sei „bei der Bruecke“ ausgeraubt worden. Panik im Bus! Alle verstauten ihre Wertsachen irgendwo an Orten wo Diebe nicht hinkommen oder wollen. Ich teilte meine Wertsachen auf die Lendentasche und den Schuh auf, so je ein Kaertli, ein wenig Geld und die Fotos da oder dort. Ist nicht wirklich ein vergnuegliches Reisen, wenn man hinter jeder Ecke der unuebersichtlichen Strasse, hinter jeder Nebelwand oder den Bueschen einen Raubueberfall vermuten muss. Nur soviel: Es ist noch alles in meinem Schuh und an der Lende. Wir wurden nicht einmal angehalten oder bedroht. Nur das Schild bei der erwaehnten Bruecke liess einem noch ein zweites Mal erschaudern: „Puente peligroso, en mal estado!“ (Gefaehrliche Bruecke, in schlechtem Zustand). Und so sah sie auch aus und das Geholper beim Drueberfahren tat sein Uebriges zum mulmigen Gefuehl. Ich sage Mami immer, dass nicht etwa Raften oder dergleichen gefaehrlich sei, sondern ich hoechstens auf der Strasse mal umkomme…

Ist aber alles gut gegangen, nicht mein Geist schreibt diesen Blog, sondern ich persoenlich aus Fleisch und Blut. Sind derzeit in Popayan und warten auf den Nachtbus nach Ipiales, um morgen in der Frueh die Grenze zu Ecuador zu passieren, sodass wir mittags wieder in Otavalo sind. Und am Samstag geht dann auch schon mein, am Sonntag Kathis Flieger zurueck in die jeweilige Heimat.

Fotos


Bogotá

28. April 2010

Kommentare:

  • @ Achmed: Kaartikaa hat super zu mir geschaut, sodass ich rasch wieder auf den Beinen war und meine Energie wieder fuer die Verteidigung meiner Augenbalken verwenden konnte.
    Das mit der Wanderung haette ich sehen wollen… im Sommer kannst du mir das am Vierwaldstaettersee dann beweisen! 😉
  • @ Wolfi: Sie konnte sich tatsaechlich kaum in den Flipflops halten und sprudelte fast wie ein (lieber) Vulkan vor Entzueckung.
  • @ Adi: Wuschel? Du hast mich noch nie beim Aufstehen gesehen… ;-). Wie steht´s eigentlich bei dir momentan so um deine wechselhafte Haarlaenge?
    Und: Leider hat der CyW eine zu grosse Karte um sich durchzuessen, selbst in 5 Tagen Bogotá reicht´s nicht!
  • @ all: Um allfaelligen Missverstaendnissen vorzubeugen: Ich habe im dritten Abschnitt unter „Und sonst so“ geschrieben, dass mich das Goldmuseum nicht so in den Bann ziehe wie Kathi. Richtig hiesse es, dass mir das Goldmuseum nicht ganz so gefiel wie es Kathi gefallen hatte.

Gesunden

Wie beim letzten Mal erwaehnt war ich zum Zeitpunkt des Niederschreibens der vergangenen Tage schon fast wieder auf den Beinen. Ich erlitt auch keinen fiebrigen Rueckfall mehr und konnte so die darauffolgenden Tage auch noch den Husten und den Schnoederi ausklingen lassen.

Salzkathedrale

Am Donnerstag, dem dritten Tag in Bogotá, statteten wir der Salzkathedrale einen Besuch ab. Um dahin zu gelangen, mussten wir zunaechst mal rund dreiviertel Stunden mit dem Transmilenio (*) und dann weitere eineinhalb Stunden mit einem Kleinbus nach Zipaquíra fahren. Und da ist – fuer die angebliche kolumbianische Touristenattraktion Nr. 1 – die Beschilderung schlicht nicht vorhanden oder wir hatten mal wieder Pflotsch auf den Augen, wie Papi so schoen zu sagen pflegt. Dank Indie-Spuersinn und Hinweisen irgendwelcher dubioser Kolumbianer haben wir den Eingang zur Salzkathedrale gefunden.

Die Kathedrale ist nicht etwa ein oberirdischer Prunkbau, sondern eigentlich eine gigantische Salzmine die seit Jahrhunderten ausgebeutet wird. In einem klitzekleinen Teil wurdendie riesigen Hohlraeume (16m Hoehe, 200m Laenge, 20m Breite) fuer Besucher zugaenglich gemacht und in zwei der Raeume eben eine Kathedrale eingerichtet. Der Zugang dazu ist als Kreuzweg ausgestaltet. Und so sind wir andaechtig ins Innere vorgestossen und haben uns die Ausbeutung des Bergs und das Leben unter Tage erklaeren lassen. Etwas spaeter haben wir auf der Mineurentour auch gleich noch selbst ein wenig Salz aus dem Berg gehauen und liessen uns durch eine Sprengung ab Tonband gehoerig erschrecken.

Dank Feierabendverkehr hockten wir bedeutend laenger im Bus als uns lieb war. Zum guten Glueck haben wir schon in Zipaquíra gegessen, sonst waere die Fahrt ungemuetlich geworden… ;-).

Ungemuetlich war dann auch die Filzete durch die Polizei abends um 8 Uhr im Park knapp ueber unserem Hostal. Wir waren auf einem kurzen abendlichen Stadtrundgang in einem als halbwegs sicher geltenden Altstadtquartier und dachten nichts Boeses als wir via Uni zurueck zu unserem Hostal wollten. Ich wollte im Park aufgrund der guten Aussicht noch ein Nachtfoto der Skyline machen, als uns ein Kastenwagen voll Polizisten anhielt und sogleich filzte. Wir haetten ja Koks oder sonstigen bewusstseinserweiternden Stoff dabeihaben koennen. Hatten wir nicht, aber empfehlenswert waere der Pass gewesen, denn meine nicht mehr ganz taufrische Kopie liess mehr Fragen zurueck als sie beantwortete. Naja, ging alles nochmals gut, die jungen Polizisten hatten den Plausch an meiner Kamera und mit den besten Empfehlungen, nachts doch lieber Zuhause zu bleiben, schickten sie uns davon.

(*) Transmilenio

Der TransMilenio ist ein seit dem Jahre 2000 laufendes Bussystem auf eigenem Trassee, das eine Transportkapazitaet und Reisegeschwindigkeit aehnlich einer U-Bahn hat, aber oberirdisch laeuft und wesentlich kostenguenstiger gebaut und betrieben werden kann. Im Wesentlichen bestehen pro Richtung zwei Spuren, auf denen Gelenkbusse im 2-3 Minutentakt (pro Linie!) auf Expresslinien verkehren, die sich so gegenseitig ueberholen koennen. Das System ist hoechst effizient und man kommt rasch vorwaerts, sofern Eigenbehinderungen aufgrund der unzaehligen Busse und Kreuzungen à Niveau ausbleiben.

Cerro de Montserrate

Am Freitagmorgen wollten wir zum Cerro de Montserrate, dem Hausberg Bogotás. Auf dem Weg zur Bahn ueberholte uns der besagte Kastenwagen der Polizei und sie erkannten uns sofort. Mit Fotogesten und den Woertern „Camera, Camera!“ veraeppelten sie uns wegen der vorabendlichen Aktion. War ja irgendwie auch amuesant. 🙂 Und so liessen wir uns per Standseilbahn auf den Montserrate raufziehen. War schon etwas steiler als meine Legostandseilbahn vor vielen Jahren auf Mamis schraeg aufgerichteten Glaettibrett ;-).

Von oben hat man eine fantastische Aussicht ueber die ganze weitlaeufige Stadt! Man koennte wohl tagelang die einzelenen Quartierstrukturen analysieren und mit einem Fernrohr dem Geschehen auf den Strassen folgen. Von da oben hoert man denn auch wunderbar, dass die Stadt pulsiert und insbesondere mit dem Verkehr lebt und atmet. Die Smogglocke ist der visuelle Beleg dafuer.

Schon bald begaben wir uns wieder auf den Rueckweg, dieses mal schwebend mit der Gondel. Der anschliessende Stadtspaziergang quer durchs Zentrum zeigte die verschiedenen Gesichter der Stadt. Von der Prachtsstrasse mit all den Einkaufslaeden (gut, von „Pracht“ im Sinne von Schoenheit ist man noch weit entfernt…) ueber die chaotischen Zwischenstraesschen zum grossen Parque del tercer milenio waren alle Faerbungen und Praegungen enthalten. Im genannten grossen Park wies mich dann ein freundlicher Waechter darauf hin, dass ich staatliche Anlagen (und dazu gehoere der Park) nicht fotografieren duerfe… Dass ich damit nur Werbung fuer Bogotá mache, liess er dann knapp durchgehen, sodass ich immerhin die schon geschossenen Bilder nicht loeschen musste.

Ueberhaupt hat es krass viel Wachpersonal und Polizisten in der Stadt. Man koenne meinen es sei jeder Zweite ein Guerillakaempfer oder mindestens ein Koksdealer, ihren Blicken nach zu schliessen uns selbst eingeschlossen.

Shoppen

Am Samstag wollten wir unsere ausgetragenen Kleider durch neue Stuecke ersetzen, also gingen wir in ein Quartier mit hoher Einkaufszentrumdichte. Doch die Suche nach „Haes“ (so nennt man Kleider auf vorarlbergisch) blieb erfolglos, aus zweierlei Gruenden: Bei Kathi passte nicht viel nur schon beim visuellen Check durch die Regale oder dann spaetestens nach der Anprobe. Und bei mir passte es zumindest nach der Anprobe nicht mehr nach dem Blick aufs Preisschild. Und so goennten wir uns immerhin mal wieder ein Salatbuffet samt Dessert.

Der abendliche Ausgang fuehrte uns in eine kleine Bar in einem uralten Zugwaggon (man sagt, wir seien extra wegen mir dorthin, was natuerlich voelliger Unsinn ist), spaeter zu einem kleinen Pizzaschuppen und endete in einer gemuetlichen Bar, wo die Mojitos und Margarita noch Shots waren und die Anzahl getrunkener Drinks entsprechend hoeher war.

Strube Leute

Im La Candelaria, der eigentlichen Altstadt Bogotás, war unser Hostal „La Fátima“ lokalisiert. In der ganzen Stadt hatte es ziemlich schraege Leute, in der Altstadt noch mehr und im Hostal erst recht. Irgendwie fuehlten wir uns ziemlich fremd und doch als die normalsten Gaeste in der Unterkunft. Das Quartier lebt im Wesentlichen von Studenten, Kuenstlern und Pennern. Woebei letztere beiden Gruppen durchaus identisch sein koennen, werden einem auf der Strasse von Pennern gerne mal papiergefaltete Voegel oder drahtgebogene Krokodile feilgeboten. Und dann gibt´s da eben noch die Vielzahl von Polizisten, welche nicht den geschaeftigsten Eindruck hinterlassen, aber scheinbar noetig sind um die Kriminalitaetsrate auf ansprechendem Niveau zu halten…

Ciclovía

Sonntags ist jeweils Tag des Velos. Von einem Flyer am Zmorgetisch angesprochen, mieteten wir ein Velo um auf den gesperrten Strassen durch die Stadt zu cruisen. Die beiden Velos sahen wohl cooler aus als dass sie sich fuhren und sich der Arsch nachher anfuehlte… Aber war ein schoenes Erlebnis, auf den breiten Boulevards und inmitten tausender velo-, rollbrett-, inline- und kinderwagenfahrender Leute dem grossen Parque Bolívar entgegen zu gondeln. Das ist einer der groessten Stadtparks Suedamerikas mit See, Sportmoeglichkeiten, Freiluftkirche und allem was man sich so sonntags wuenschen kann. Auf dem Rueckweg liess die Sonne leider den schweren schwarzen Wolken den Vortritt, die sich alsbald entleerten. Und leider waren die Strassen schon wieder fuer die Autos offen, bevor wir „daheim“ waren. Und dann ist es nicht mehr so sexy mit dem Velo durch die Stadt zu fahren, denn man ist dann mit Abstand schwaechster Verkehrsteilnehmer; selbst die Fussgaenger nehmen einem nicht ernst.

Nach drei Runden Dog und dem letzten Salatbuffet fuhren wir mit Sack und Pack zum Terminal, um einen Nachtbus nach San Agustín zu erwischen. Und irgendwie sahen uns die Anwerber der einzelnen Unternehmen sofort an, dass wir dahin wollten, weiss der Gugger wieso!? Was einem als muehsam erscheinen kann (und es oftmals auch ist!), laesst immerhin die Preise rasch vergleichen und das richtige Unternehmen ansteuern.

San Agustín

Und so waren wir denn auch mit dem Service von Coomotor sehr zufrieden, auch wenn die naechtliche Pause auf einer Tieflandtankstelle (angeblich wegen einer Polizeikontrolle, die nie stattgefunden hat) getrost haette ausbleiben koennen und die Laidy Joanna fuer eine Nachtbusassistentin etwas gar aufdringlich froehlich war.

Noch bevor wir den Rucksack hatten, wurden wir schon wieder von aufdringlichen Hostal- und Tourenanbietern um ihre Dienste informiert. Aber hallo, wer ist 30 Sekunden nach dem Aufwachen aufnahmefaehig und gewillt, sich dem anwerbenden Stimmengewirr zu stellen? Ich weniger und das liess ich sie wissen. Nach einem Broetli mit Joghurt war ich bereit um ein Hostal zu suchen. Und weil wir noch nicht so fit waren, verschliefen wir den halben Tag, um danach die Statuen in der Region anzuschauen.

Mehr dazu dann das naechste Mal.

Und ebenfalls die Fotos kommen erst das naechste Mal, da ich jetzt schon bald 3 Stunden hier sitze und sich wegen langsamer Kiste nicht viel tut… 😦


Zeitreise

21. April 2010

Kommentare:

  • @ Doppel-Adi: Stell dir vor, ich habe das zweite „s“ beim Lesen von selbst eingefuegt, da im Kontext passender. Aber auch Gesundheitswuensche nehme ich entgegen! 🙂
    Und Plaetze tauschen waere momentan etwas schwierig – ich bin dann nur schon froh, wenn mir der Vulkan in gut zwei Wochen die Heimreise wie geplant ermoeglicht und ich nicht noch ueber Afrika fliegen und dann mit einem Fluechtlingsboot ueber Lampedusa wieder in die Schweiz einreisen muss.
  • @ Lilo: Danke, wir geniessen es! Und freuen uns auf den Fruehsommer puenktlich auf unsere Rueckkehr! 🙂 Schickst du mir deinen Zeitungsbericht? daniel.heer@gmx.ch
    Und: Pass auf dich und dein Auge auf! Die Fasnacht ist vorbei ;-).

Nevado del Ruiz

In groesster Vorfreuede endlich mal einen hohen Vulkan (5350m) zu erklimmen, fiel das Aufstehen etwas leichter als auch schon. Doch die Enttaeuschung folgte schon bald als der Guide (ein ganz krasser Typ… so scheint er jedenfalls zu meinen…) mitteilte, dass wegen hohem Schnee das Erreichen des Gipfels nicht moeglich sei und wir statt ca. 3 Stunden nur eine knappe halbe Stunde aufwaerts laufen werden.

Und so fuhren wir mit dem Kleinbus auch nur bis zum einen Refugio auf 4100m statt auf 4800m. Die Landschaft war durchaus sehr eindruecklich, passend zum Namen des Gebietes koennte man es sich so auf dem Mond vorstellen. Das Wetter war gar nicht schlecht, sodass der Gipfel sichtbar war. Das tat schon etwas weh, so nah am Ziel und doch ohne Moeglichkeit zum angestrebten Gipfel zu kommen…

Nachdem wir uns sattgesehen haben ging es wieder 20min runter zum Bus und nach gut 45min Fahrt zum Mittagessen. Anschliessend wurden wir zu einer Therme gebracht, wofuer uns im Voraus netterweise niemand informiert hatte. So begutachteten wir die Szenerie halt vom Poolrand.

Und uebrigens: Wer aufgrund der Fotos meint, wir haetten klettern muessen, soll sie sich mal geistig drehen ;-).

Salento

Am folgenden Tag zog es uns im stroemenden Regen nach Salento, vom vortaegigen Frust auf der Suche nach neuen Abenteuern. Salento versprach laut der „Bibel“ eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert und Wandermoeglichkeiten. Das Dorf ist wirklich sehenswert, aber nach einem halben Nachmittag sucht man neue Aktivitaeten. Und so wanderten wir am naechsten Tag im Valle de Cocora, eine Landschaft wie die Napfregion, nur sind die Haciendas nicht ganz im Entlebucher Stil und es hat Palmen. Hohe Palmen! Ob wohl daher der Name Wachspalme kommt? Um 7 Uhr nahm uns der Jeep, ein fahrendes Museumsstueck, mit ins Tal, wo wir bei einer Roesslifarm ausstiegen und etwas weiter hoch wanderten. Nach der Warnung vor wilden Stieren entschlossen wir uns zur Rueckkehr und liefen die ganze Strecke bis Salento, wofuer uns die letzte verbliebene (und in der karibischen Hitze konsistenzgeaenderte Schoggi) staerkte :-). Der Jeep waere wohl fuer ca. 5 Leute zugelassen, tatsaechlich sassen und hingen 8 Leute am Gefaehrt. Und die schnaeuzigen Herren hatten es in einem unverstaendlichen Spanisch ziemlich lustig. 🙂

Die Bevoelkerung Salentos ist insofern spannend, als dass man sich in ihrer Naehe tatsaechlich wie vor 100 Jahren fuehlt, insbesondere auch im Innern von Haeusern. Z.B. in unserem Hostal schmeckte es sehr nach Grosseltern; man fuehlte sich sogleich heimisch.

Am Tag darauf, wir schreiben inzwischen den Samstag, 17. April, waere Roman laut Plan in Bogota angekommen, um die folgenden und letzten beiden Wochen mit uns noch den Sueden Kolumbiens und die Region Otavalo zu entdecken. Doch die Eyjafjallajökulation in Island liess die Ankunft vorerst mal auf Dienstag verschieben. Also nutzten Kathi und ich die Zeit, um nach San Gil zu fahren.

San Gil / Barichara

Und so sind wir nach einer Tages- und Nachtreise und einem kleinen Unfall (Streifkollision in einem Dorf; lange Fahrzeuge scheren in Kurven hinten halt aus…) um 5.15 Uhr in San Gil angekommen und haben gleich den halben Tag nachgeschlafen. Am Nachmittag sind wir nach Barichara gefahren, ein kleines haerziges Staedtli in der kolumbianischen Toscana. Roetliche Erde, weiss gestrichene Fincas und saftiggruene Baeume bilden unter klarblauem Himmel eine wunderbare Szenerie! Und laut dem Lonely Planet soll das Dorf der Traum eines jeden Hollywoodregisseurs sein der einen alten Film drehen will. Unser Stadtrundgang war gepraegt von kurzen Laufphasen und langen Sitzpausen, um entweder die visuellen Sinne mit Rumschauen oder die Geschmackssinne mit einem feinen Dessert zu stimulieren.

Mit grossem Hunger sind wir nach San Gil zurueckgekehrt und weil, wie immer in hungrigen Momenten, kein passendes Restaurant auffindbar war, liessen wir uns mit einer grossen Pizza im Park nieder. Die eine Bettlerin hatte derweil keine Lust auf Pizza, sie beharrte auf einer Geldspende…

Rafting

Am Tag danach, es ist schon Montag, standen wir um 9 Uhr bereit zum Raftingtrip. Weil das Wasser im Rio Suarez noch zu hoch stand, mussten wir bis 10 Uhr warten, bevor es mit dem Kleinbus, drei Guides und uns Sechsen zum Startpunkt ging. Zwischenzeitlich kam die Meldung von Roman, dass es auch mit der Ankunft am Dienstagabend nichts mehr werde und die gemeinsamen Ferien aufgrund der Umstaende gestrichen seien. Absolut verstaendlich, aber trotzdem traurig.

Nun denn, es galt jetzt erst einmal den Rafting Trip zu geniessen. Nach der umfassenden Sicherheits- und Verhaltensinstruktion (frei nach dem Prinzip des sich merken koennens nach tausendfacher Repetition) stachen wir ins Wasser, um den praktischen Teil der Instruktion zu ueben, womit jeder seine Aufgabe kannte und wusste was in welchem Moment zu tun ist.

Und los geht’s! Nach ein paar 100 Meter folgten schon die ersten Wellen der Klasse 3, da kann es einem schon ein wenig mulmig werden… Auf der Fahrt abwaerts waren Wellentaeler und -berge bis zur Klasse 5 zu ueberwinden und einmal sah ich mich schon aus dem Boot fliegen. Doch dank dem ich mit dem linken Fuss eingeschlauft war und das Aussenseil irgendwie zu greifen bekam, konnte ich mich wieder ins Boot zurueckhieven. Ich bin vorne links gesessen und das fuehrte u.a. zu Wasserschlucken, Wasser in der Nase und dass die Linsen nicht mehr am Ort waren wo sie eigentlich haetten sein sollen. Kathi war froh, hinten sitzen zu koennen. 😉

Es war ein ganz lustiger Trip und durchaus wiederholenswert!

Und sonst so

Nach der Rueckkehr vom Raften warteten wir bis zu naechtlicher Stunde auf einen Bus, um nicht vor 5 Uhr in Bogota zu sein. Weil der Chauffeur sich aber als Fernando Alonso fuehlte, war es dann doch schon 4.15 Uhr… So sind wir derzeit in Bogota und schauen uns die Stadt an soweit moeglich.

Denn ich leide unter Fieber. Zuwenig vitaminreiches Essen (die Parkpizza und Desserts lassen gruessen!) gepaart mit zu kaltem Trinkwasser, ueberklimatisierten Nachtbussen und einem Raftingtrip war wohl zuviel. Und so ruhe ich mich momentan etwas aus und nutze die Zeit fuer den laengst ueberfaelligen Blog waehrenddessen Kathi ein Museum anschaut oder sich goldig um mich kuemmert.

A propos Gold: Bevor ich fiebrig wurde, schauten wir uns gestern noch das Goldmuseum an, ein Sammelsurium der Schaetze praehispanischer Kulturen. Hat mich nicht ganz so in den Bann gezogen wie Kathi ;-).

Und: Weil vor wenigen Tagen noch unklar war (gut, ist es eigentlich auch jetzt noch) ob ich am 1. Mai heimfliegen werde koennen, gaerte in mir die Spontanidee einer Transatlantikschifffahrt, sei es auf einem Kreuzer oder auf einem Frachter, z.B. vom 1.5. bis 15.5. von Fort Lauderdale bis Rom. Das waere doch mal etwas anderes! 😉 Nachteil waere dass ich meine zwei Wochen Akklimatisation vergessen koennte und meine Liebsten noch laenger nicht sehe…

Und die Fotos…

Die Fotos werden dann noch richtig beschriftet…



Nicht schoene, aber spannende Staedte. Und eine wunderbare Aussicht!

14. April 2010

Medellin verdient keine Schoenheits-Medaille, ist aber dennoch (oder gerade darum) sehr spannend. Auf dem Zuckerhut konnten wir eine grandiose Sicht geniessen und auch bei Regen macht ein Sprudelbad Spass.

Kommentare:

  • @ Clivia: Ja, ich habe die zwei kleinen Details (*) bewusst beiseite gelassen im Wissen dass du sie mit spitzer Feder erwaehnen wirst ;-).
    (*) Zur Erklaerung, bzw. als Nachtrag fuer alle: Ich fragte den Taxifahrer in Tulcan, ob wir da „con los pies“ (mit den Fuessen) ueber die Bruecke muessen, weil mir im Moment seiner Erklaerung nicht klar war ob er uns auch noch auf die andere Seite chauffieren wuerde. Und beim Stadtlandfluss abends am weissen Strand konnte ich mir beim Buchstaben in der Spalte „Tier“ beim Buchstaben „D“ den Drachen und beim Buchstaben „N“ den Noro-Virus nicht verkneifen. Und dummerweise stiessen in der Spalte „Essen“ beim Buchstaben „H“ der Haerdoepfel und beim Buchstaben „R“ das Rueebli nicht wirklich auf Anklang.

Medellin

Nach der Verabschiedung von Clivia und Tonja (die Armen mussten nochmals gute 30 Stunden zurueckreisen, um gestern Montag in ihren Gemeinden mit dem Unterricht anzufangen) suchten Kathi und ich uns ein Hostal und wurden im Palm Tree fuendig. War nicht schlecht, aber halt typisch fuer den ersten Hostaltipp im Lonely Planet: Besser beschrieben als es ist. So vertrieben wir uns die Zeit untertags in der Stadt oder in der Landschaft draussen. Doch zuerst zur Stadt:

Medellin ist nach Bogota mit 4 Millionen Einwohnern die groesste Stadt Kolumbiens, ergaenzt durch eine umfangreiche Agglomeration, die sich rund um urspruengliche Haciendas entwickelt hat. Man bekommt beim Gang durch die Stadt den Eindruck, dass sie vor allem aus ueberbreiten Strassen besteht (dennoch hat’s einigen Stau!) und Haeuser nur zufaellig dazwischen stehen. Fussgaenger stoeren prinzipiell und so muss man sich seinen (gefaehrlichen) Weg erst mal finden. Nun, als ganz so schlimm empfindet man es beim zweiten Eindruck nicht mehr, insbesondere je naeher man dem eigentlichen Zentrum kommt. Schoen ist auch dieses nicht, aber Bewegung findet nicht nur auf vier Raedern, sondern vornehmlich auf zwei Fuessen statt, es hat viel mehr Leben und die Geschaefte buhlen um Kundschaft. Ein Lichtblick bezueglich Architektur ist auch die Innenstadt nicht, aber allemal spannend in der Kombination von aelter und neuer, interessant in Anordnung und Formen und mit der aufgestaenderten Metro auch mit einem Hauch „Space“ versehen.

Neben dem ueblichen Rumlaufen-und-Anschauen haben wir das Stadtleben auch von anderer Seite kennengelernt. Am Freitagabend ist Kathi mit ihrem Kollegen Lucas in den Ausgang, waehrend ich mein Nachtbus-Schlafmanko wieder aufholen wollte. Am Samstagabend sind wir dann zusammen in die Zona Rosa. Diese Zone ist nicht etwa ein aufgehelltes Rotlichtviertel, sondern die Ausgangsmeile von Medellin. Wir trafen nach dem unglaublich feinen Nachtessen wieder Lucas und seine Leute im Christas, einem Tussi- und Prinzenschuppen. Die Musik war eher westlich, also fuer mich einfacher tanzbar als suedamerikanische Klaenge. Sonntags haben wir (endlich!) unseren Crepe y Waffles gefunden und das unverschaemt gute Salatbuffet gestuermt. Endlich mal wieder franzoesische Salatsauce! 🙂 Das Sightseeing, zum Schluss ergaenzt mit der Metro, fuehrte uns aufgrund nicht besten Wetters raus in die Agglo zu einem weiteren Einkaufszentrum. Weil das Kino ein nicht anmaecheliges Programm hatte und im Rucksack eh kein Platz mehr fuer allfaellige Shoppingerfolge ist, verkoestigten wir uns ein weiteres Mal am Salatbuffet. Man kriegt zwar genug davon fuer den Moment, aber nicht den Ueberdruss fuer ein weiteres Mal!

El Peñol

Am Samstag machten wir einen Ausflug in die Umgebung. Mit dem Schnauzenbus fuhren wir knappe 3 Stunden zum Zuckerhut Mittelkolumbiens, dem El Peñol. Das ist ein 200m hoher Granitblock, der da einsam in einer kuenstlichen Seenlandschaft liegt und von wo man eine fantastische Aussicht geniessen kann! Doch davor muss man noch ca. 650 Treppenstufen ueberwinden.

Zur gleichen Zeit kam eine Studentengruppe oben an. Dem Schweizer- und Hochdeutsch-Spanisch-Englischen Mix und dem Outfit (u.a. ein Pulli der den Schluss zulaesst) zu schliessen waren das HSG-Studenten, gefuehrt von kolumbianischen Freunden. War durchaus amuesant quasi inkognito diesen aufgetaggelten Tussis und den coolen Prinzen zuzuhoeren.

Nachdem wir uns ob der Landschaft satt gesehen haben, nahm uns ein kleiner Jeep mit nach Guatape (auf dem e haette es noch ein Tilde, aber das fehlt auf dieser Tastatur… Und bei Medellin haette es dasselbe auch auf dem i). In diesem Doerfli sind viele Haeuser bunt angemalt; sieht noch haerzig aus. Und weil es da sonst nicht viel zu sehen gab, warteten wir nur noch auf den Bus zurueck nach Medellin. Schon lange nach Einbruch der Dunkelheit waren wir zurueck und kein Laden hatte mehr etwas zu Essen fuer uns, das uns auch gluschtete. So wurden unsere hungrigen Maegen erst um halb 10 kurz vor dem Ausgang ruhig gestellt.

Manizales

Gestern Montag sind wir mit dem Bus rund 5 Stunden von Medellin nach Manizales gefahren. Der Anblick der abwechslungsreichen und schoenen Landschaft liess die Zeit schneller voruebergehen als gedacht. In Manizales begruesst uns nebst heftigem Regen ein Ire, der uns waehrend der geteilten (geteilt bezueglich Preis) Taxifahrt sein Hostal anpries, welches er vor 2 Wochen eroeffnet haette. Nun gut, auf einen Blick kann man ja reinschauen – und wir blieben! Sehr gemuetlich eingerichtet, mit Kueche, Waschmoeglichkeit – und Jacuzzi! 🙂 Und so haben wir dann gleich am Abend bei niederprasselndem Regen das Sprudelding ausprobieren muessen… Kathi hat noch gemeint es sei besser als die Karibik. Foto wird noch folgen, wenn das Wetter es besser mit uns meint. Wir sind uebrigens die offiziellen Gaeste Nr. 1 und 2. Derweil sind noch weitere Leute im Haus, vornehmlich Iren oder andere Englischsprechende. Sie scheinen teilweise noch mit einigen Feinarbeiten beschaeftigt zu sein.

Heute haben wir unsern gestern angefangenen Stadtbummel fortgesetzt und sind vom Monumento de los Colonializadores zurueckgelaufen; runter und rauf wie es sich fuer eine auf Huegeln angelegte Stadt gehoert. Auch Manizales ist keine wirklich schoene Stadt (400’000 Ew), aber aufgrund ihrer Topografie anders spannend. Die Hauptstrasse und damit auch das eigentliche Zentrum folgen dem Hoehenzug und auf beiden Seiten faellt die Besiedlung den Flanken entlang runter und geht auf der andern Seite weiter hoch. Ein alter SimCity-Traum wurde wieder aus tiefen Synapsenregionen hervorgeholt!

Sonst gibt’s leider nicht viel zu berichten. Wenn das Wetter mitmacht wollen wir morgen auf einen 5350 Meter hohen Berg steigen, ansonsten werden wir noch eine Alternative finden muessen… Denn Stoff fuer einen weiteren Bummel bietet die Stadt nicht. Und bei Regenwetter ist auch ein Ausflug in das Kafi-Disneyland nicht das Gelbe vom Ei.

Ach ja, a propos Kafi: Manizales ist das Zentrum der Kaffeeregion, von hier kommt so manche Bohne, die in euren Tassen landen. Also nicht so mein Ding – und auch der Juan Valdez-Kafi heute hat mich nicht zu einem vermehrten Probieren von Kafi veranlasst…

Fotos

Nach negativer Rueckmeldung, u.a. dass Browser abstuerzten, lasse ich die Dia-Show wieder in der Mottenkiste und versuche euch mit den kleinen Bilderlinks zu begluecken.


Karibik!

9. April 2010

Warum ist Sandburgenbauen in der Karibik besser als Ostereiliverstecken? Und warum sind die Costeños solche Schlitzohren? Und hielt Cartagena was es versprach?

Kommentare:

  • @ MaPavoFroe:  Danke! Tatsaechlich haben die Kinder ruedig Freude an den neuen Spielgeraete und scheinen bis zu meinem letzten Besuch auch sorgsam damit umzugehen. Und merci vielmals fuers Kompliment; aber ich glaube nicht dass ich mich irgendwann noch einmal als Primarlehrer verwirklichen werde ;-).
  • @ Glueckschaeferli: Und jetzt haengst du auch an meinem Rucksack auf dass du mir stets Glueck bringen moegst. Seit dem denkwuerdigen und filmreifen Grabenfall hast du mich wunderbar unterstuetzt – vielen Dank dafuer! Im Gegenzug zeige ich dir gerne einen kleinen Teil von Suedamerika und freue mich, dass du mich (ojalá!) bis zu deinem Ursprung begleiten wirst! 🙂

Vom Indio-Bergdorf in die Karibik

Nachdem wir am Freitagnachmittag mit Sack und Pack in Otavalo gestartet waren, erreichten wir am Sonntag gegen Mittag Cartagena. Dazwischen sind wir eigentlich nur sitzend durch Kolumbien geschaukelt. Nicht etwa in einem Boot haben wir das ganze Land durchquert, nein,  die Busse sind hier etwas angenehmer gefedert – und vor allem saumaessig klimatisiert! So konnte ich denn auch meine Erkaeltung erst an der Karibikkueste erst wirklich loswerden. Doch dazu spaeter.

In Túlcan mussten wir zwischen auschecken in Ecuador und einchecken in Kolumbien zu Fuss ueber die Grenze – und das zu dunkler Stund‘ an einem Drogenumschlagplatz. Ab Ipiales erwischten wir einen Nachtbus – aus dem nach gut anderhalb Stunden Fahrt auch gleich ein Rucksack den Fisch gemacht hat: Zuerst hatte es ein Mann ziemlich eilig beim Aussteigen und als es das Opfer bemerkte, mit einem Kollegen hinterherrannte und im Fond Unruhe aufkam, war der Fall auch klar warum. Gut, also hielt ich meinen Rucksack noch enger umklammert und so passierte auch nichts mehr bis Cali. Da stiegen wir gleich auf eine Tagesfahrt nach Medellín um, wo wir den naechsten Nachtbus nach Cartagena erwischten. Waehrendich die Landschaften tagsueber als sehr sehenswert empfand, waren die Filme in den Nachtbussen einfach nur schlecht. Aber ich bin mir von Ecuador und Peru ja nichts anderes gewohnt…

Cartagena

Wenn man mit dem Bus nach Cartagena kommt, fuehlt man sich zunaechst noch im falschen Film.  Noch meilenweit keine Spur von dieser angeblich so romantisch-schoenen Stadt. Doch ist man erst einmal mittendrin, dann erwaermt sich das Herz definitiv fuer diese Stadt an der Karibikkueste: Eine tolle Mischung aus kolonialer Altstadt (fuer einmal aber nicht im sturen rechteckigen Raster, sondern verwinkelter), Hochhaus-Skyline und Hafenareal (groesster Frachthafen Kolumbiens) rund um ein paar Buchten bzw. Lagunen.

Die Stadtstraende foerdern nicht gerade karibisches Feeling zutage, sodass wir nach einem ersten Versuch das naechste Mal in ein „Fischerdoerfchen“ namens Boquilla ein paar Kilometer noerdlicher fuhren. Na gut, mittlerweile praegt auch da eine Hotelkomplexfront die Kueste und die Leute sind Schlitzohren: Schon im Colectivo (Kleinbus, das uebliche oeffentliche Verkehrsmittel in kolumbianischen Staedten, wie in Peru auch) sprachen zwei Kolumbianegros uns – also eigentlich nur die Maedels – an und warben fuer ihren Strandunterstand. Prompt gingen wir dahin, noch mit der Frage was es koste. „Nichts“ war die Antwort. Weil wir selber Essen mit hatten schlugen wir auch das Almuerzoangebot fuer 20’000 Pesos (ca. 10 Dollar und CHF) in den Wind. Als wir aufstanden und gehen wollten kamen die Jungs aus ihren Verstecken und wollten pro Person 5000 Pesos weil wir unter ihrem Unterstand sassen und nichts konsumierten. Als wir uns in Widerstand uebten kamen noch ein paar weitere nicht gerade freundlich dreinschauende Kollegas und umkreisten uns. Irgendwie einigten wir uns dann auf die Haelfte und wir zogen von dannen. Es haette auch duemmer laufen koennen, denn zwei drei von denen hatten ihre Emotionen nicht so unter Kontrolle – und ihr Mundwerk brabbelte nur unverstaendliches Zeug.

Am dritten Tag wollten wir zum vielangepriesenen…

…Playa Blanca, …

…dessen Name Programm sein soll! Weisser Sandstrand, tuerkisblaues Meer, Palmen, Haengematten direkt am Strand, was will man mehr!?

So liessen wir uns spontan von einem selbsternannten Guide zu einem Schnellboot fuehren; das war dann irgendein Fischfrachterli und tatsaechlich schnell! Aber man wurde den Eindruck nicht los, dass dieses Geraet in Europa vielleicht nicht bewilligt werden wuerde und die Jungs die damit „spielten“ schon irgenwas auf dem Kerbh0lz hatten. Gut, das koennten alles Vorurteile sein, jedenfalls sind wir ohne Probleme und einer Nasslandung am weissen Strand angekommen.

Was wir in den 48 Stunden da erlebt haben, kann man zwar in Woerter fassen, aber ihr koennt euch darunter nur die Haelfte vorstellen. Nur soviel: Tatsaechlich weisser Sandstrand ueber eine anstaendige Laenge, tuerkisblaues Meer, leichter Wind, viel Sonne, fast keine Leute, super feines Essen (nicht wahnsinnig abwechslungsreich: ganzer Fisch, Kokosreis, Madura, Tomaten und Zwiebeln), Schlafen fuenfzehn Meter vom den rauschenden Wellen entfernt, lesen, schreiben, chillen, schwimmen, Sandburgen bauen – und viel Schoggi essen! Denn die hatte langsam die Konsistenz zum Davonlaufen in der karibischen schwueligen Hitze! Und so gaben wir den urspruenglichen Plan, im Sand die Schoggieili zu verstecken, bald auf ;-).

Rueckfahrt

Gestern Nachmittag wurden wir unter der Hand von einer Tourigruppe auf den Rueckweg nach Cartagena mitgenommen. War zwar billiger, dafuer aber auch definitiv mehr Abenteuer – nicht nur positiv! Das Schnellboot knallte nach dem Abfliegen auf der einen nur so auf die andere Welle und weil wir zuvorderst sassen, hatte unsere Wirbelsaeule nach Hebelgesetz am meisten darunter zu leiden. Hinten im Boot hatten sie es aber ganz lustig…

In Cartagena liefen wir nochmals durchs Staedtchen, assen etwas, goennten uns nochmals ein Glacé und gingen dann um halb 10 wieder auf den Nachtbus nach Medellín. Da sitzen Kathi und ich jetzt, waehrenddessen Clivia und Tonja weiter nach Otavalo fuhren. Sie haben ja auch noch ein paar Wochen in ihren Gemeinden zu unterrichten. Hey Leute, wir geniessen unsere verbleibenden drei Wochen auch noch fuer euch – und wir sehen uns nochmals!

Fotos

Wenn ich dann Zugang zu den anderen Fotos habe, werde ich die momentane Sammlung ergaenzen. Ach ja; es fehlen noch die Hochzeitsfotos von Pablo und Fausto. Die kommen dann wenn ich wieder Zugang zu diesen habe; sie sind auf einer CD in Otavalo… :-/


Und sonst so

31. März 2010

In Tocagon werden Graeben aufgerissen, wo man durchaus hineinfallen kann und es auch tut. Aber lieber da reinfallen als vom Cotacachi runterfallen. Und noch lieber mit einer coolen Truppe nach Kolumbien!

 

Kommentare:

  • @ Susi: Danke fuer die Komplimente! Mir geht’s bestens, nur beschaeftigt(e) mich der altbekannte Schlussstress, weshalb mir die Worte fuer die Blogs nur schon physisch fehlten und nach dem unglaublich schoenen Abschied ich auch mental noch nicht ganz bereit fuer einen Blog war.
  • @ Adi: Danke fuer die Tipps. Und nun kann ich beruhigt um jede Ecke biegen im Wissen dass mich entweder ein feines Crepe, eine leckere Waffel oder schlicht ein hammer Salatbuffet erwartet!
  • @ Kathi: Danke fuer die Aufklaerung. Und ich glaube auch zu wissen wieso die Schweiz keine Hauptstadt hat: Mit urschweizerischer Neutralitaet und dem ebenso gepflegten Foederalismus koennte man sich offiziell nicht zwischen Bern und Zuerich entscheiden. Und die Zuercher und Berner wuerden sich gegenseitig schoen auf die Kappe geben, weil die einen glauben sie seien die rechtmaessige Hauptstadt und die andern sie sind, obwohl lange nicht die groesste Stadt der Schweiz. PS am Rande: Ich bin der Meinung dass die Hauptstadt die schoenste sein soll. Da waere da Luzern…

 

Alte Graeben werden aufgerissen

In Tocagon werden derzeit alte Graeben aufgerissen. Nein, nicht Kriegsklappstuehle – ehm, ich meine Kriegsbeile – oder sonstige Streitereien werden ausgegraben, sondern die Wasserleitungen erneuert. Das bedeutet dass fast die ganze Dorfbevoelkerung von morgens frueh bis abends spaet an und in den Graeben pickelt und schaufelt. Maschinen gibt’s nur fuer groebere Situationen, alles was irgendwie nach „normaler“ Beschaffenheit ausschaut wird von Hand gegraben. Und so saeumen Graeben jeden Weg in der Gemeinde, womit auch z.B. der Gaswagen nicht mehr seine Melodie an die Hauswaende werfen kann.

Leider werden auch die neuen Wasserleitungen nicht mehr Wasser in die Gemeinde bringen koennen, denn sie sorgen nicht fuer mehr Regen. Aber immerhin, wenn es regnet, dann fuer eine zuverlaessigere Wasserversorgung.

Und: Gestern Abend bin ich im Dunkeln (wie meistens) in die Gemeinde hoch, weil ich noch vergessen habe das Direktorenzimmer richtig zu schliessen. Ich hoere mich noch sagen, als mir die Kinder zuriefen „no veo nada!“ und in dem Moment fand ich mich im halshohen Graben wieder.  Diese Aktion schmaelerte meine Hosenverfuegbarkeit weiter (also im Sinne von dreckig, nicht zerschlissen). Auf dem Rueckweg bin ich noch in eine Pfuetze getreten (Schuhe putzen wird somit mal zur Pflicht) und habe an der Pana einen Mann im Wassergraben ohne Kopf liegen sehen (angefahren), wobei der wohl gerufene Krankenwagen mit Horn und Rotlicht einfach daran vorbebrauste. Dann fuhren etwa 10 Busse an mir vorbei und jener der hielt, hielt dann auch noch an der Tankstelle fuer eine Viertelstunde. Nicht nur der Bus musste betankt werden, offenbar auch dessen Chauffeur und Assistent… Ehm… und gleich vor dieser Reihe ungluecklicher Umstaende habe ich einen wunderschoenen Brief von Nadine erhalten – mit einem Glueckskaeferli… Man haette in dem Moment meinen koennen es sei ein Unglueckskaefereli.

Steinschlag am Cotacachi

Am Freitagnachmittag fragte mich Cristian, der Freund unserer Koordinatorin, ob ich am Samstag auf den Volcano Cotacachi mitkommen wolle. Da musste ich nicht lange ueberlegen, denn am Imbabura mussten wir umkehren und fuer den Cotopaxi war immer irgend etwas dazwischen gekommen und zeitlich wird’s mir auch nicht mehr reichen.

Also stand ich um 5 Uhr morgens bereit, um mit dem Jeep (ein 32-jaehriges Toyota-Modell) zum Ausgangspunkt gebracht zu werden. Mit von der Partie war ein Deutscher mit seinem Guide, dazu des Guides drei Kollegen, u.a. Cristian, der dann eben auch noch mich mitnahm. Zu sechst wanderten wir hoch in Richtung Gipfel. Was zunaechst noch nur mit den Fuessen bewaeltigbar war, musste je laenger je mehr auf allen Vieren passiert werden. Und je hoeher wir stiegen, desto steiler der „Weg“ und desto lockerer die Schutthalden. Als dann mal wegen den Fuehrenden ein paar Steine dem Gesetz der Gravitation folgten, war es dem Deutschen zuviel und er haengte den typisch Deutschen raus. Da er den Fuehrer bezahlt haette, muesse er mit ihm sofort wieder runter kommen. Ich habe das jetzt nicht aus einer spanischen Aussage uebersetzt, sondern in diesem Deutsch hat der Deutsche auf den spanischsprechenden Fuehrer eingeredet. War ja auch klar, dass so Missverstaendnisse programmiert waren. Und so half ich getreu urschweizerischer Manier in Diplomatie und Uebersetzung. Auf dem Rueckweg liess er seinem Frust weiter in Deutsch freiem Lauf und unten musste ich dann dem Guide erklaeren, warum sich der Deutsche derart ereiferte. Naemlich dass er eigentlich eine Tour nur mit ihm gebucht haette und nun ploetzlich noch vier weitere Leute dabei waren, die erst noch relativ verantwortungslos voranstuermten und die Leute (u.a. ihn) unter ihnen gefaehrdeten. In diesem Punkt hatte er sicher recht, aber dass er den Gipfel nur alleine mit dem Guide erreicht haette (denn er hat noch jeden Gipfel erreicht), glaube ich nicht. Da wo wir umgekehrt sind, war es wirklich unglaublich gefaehrlich; ein falscher Tritt und man haette sich ein paar hundert Hoehenmeter weiter unten wiederfinden koennen. Zudem zogen Wolken auf und wenn daraus Regen gefallen waere, waeren die lockeren Steine zudem noch schmierig geworden, sodass man nicht mehr an einen Abstieg haette denken duerfen. Und die Variante REGA ist grundsaetzlich mal als Exit-Strategie im Cotacachi-Masterplan nicht vorhanden. Aus reiner Vernunft entschied ich mich ebenfalls wieder runter zu gehen. Und etwas spaeter wurde auch den beiden Fuehrenden klar dass es unter diesen Umstaenden wenig Sinn hat, die restlichen ca. 150 Hoehenmeter auch noch dieses Risiko auf sich zu nehmen. Es war mir einfach nicht wert, evtl. den Gipfel auf knapp 5000m zu erreichen, dafuer aber wegen den Wolken nichts zu sehen und gleichzeitig das Risiko zu haben, entweder noch ganz in den Himmel zu kommen oder eben der tiefe Fall in die Hoelle zu erleben.

Kolumbien

Was fuer eine Spontaenitaet! Nachdem lange nur Kathi und ich zusammen nach Kolumbien reisen wollten und Clivia und Tonja derweil ueber Ostern nach Canoa wollten, entschieden sie sich spontan, eine halbe Stunde vor Abreise, doch noch fuer den Trip nach Kolumbien – und begleiten uns somit! Und alles wegen unserm besten Freund – dem Jesus! Die Sache war etwas kompliziert, weil Regula und Rebekka schon in Quito quasi auf Tonja und Clivia warteten. Dass dann nicht gerade gut Chriesi essen ist wenn man sich derart spontan entscheidet, kann man nachvollziehen. Und Tonja bezieht fast alle ihre Ferientage, bevor sie ueberhaupt mit Arbeiten begonnen hat

Und so werden wir jetzt am Freitagnachmittag in Richtung kolumbianische Grenze und Cartagena reisen. Mal schauen wie wir die rund 50 Stunden Busfahrt splitten; sicherlich an der Grenze, vielleicht auch in Cali und Medellin oder Bogota. An der Karibikkueste (haette also nie gedacht, dass ich wirklich mal in die Karibik komme!) werden wir ein paar Tage Strandferien machen, worauf wir wieder nach Medellin zurueckfahren, die andern beiden wieder zurueck nach Otavalo fahren und Kathi und ich uns langsam Richtung Bogota weiterverschieben, wo wir dann se Roems treffen und mit ihm die folgenden zwei Wochen auf dem langsamen Rueckweg in Richtung Otavalo und Quito machen.

Diese Woche

Doch bevor wir nach Kolumbien gehen, muessen noch diverse Dinge erledigt werden; nicht nur Packen. So will ich der Familie noch drei Geschenke bringen; je ein Fotoalbum der Hochzeiten und noch etwas anderes. Nebenbei wurde ja eben noch der Spielplatz aufgebaut, hatte ich noch Abschlussgespraech und waren noch Abschiede von Volontaeren zu „feiern“. Am Montag in Chachimbiro (Thermalbad), gestern Abend noch einen Drink in der Bar.

Und die kommenden zwei Tage bleiben noch Blog nachfuehren, Fotos sichern und sich auf Kolumbien, ganz besonders aber auf Daheim freuen!


Spielplatzprojekt

31. März 2010

Das Spielplatzprojekt hat gesternDienstag einen grossen Schritt vorwaerts gemacht. Die Leute vom Hersteller Technoswiss aus Quito kamen nach Caluqui und Tocagon um die Spielgeraete aufzubauen. Ich freue mich sehr darueber, dass das Projekt somit einen gelungenen Abschluss gefunden hat!

Und ebenso sehr freue ich mich ueber die grossartige Unterstuetzung mit kleineren und groesseren Spendenbeitraegen! Jeder einzelne Beitrag trug entscheidend zum guten Gelingen bei laut den bisher bei mir eingetroffenen Spendenversprechungen bleibt noch Geld fuer andere Dinge uebrig. Trifft all das versprochene Geld wirklich ein, dann werde ich meinem Nachfolger Alex und der Fundacion den Auftrag geben, daraus etwas Sinnvolles zu machen. Denn ich erachte es als nicht zweckmaessig, noch schnell alles Geld auf einen Chlapf einzusetzen, wenn es auf die Zeit verteilt mehr Sinn macht.Und fuer eine Reise reichte die Zeit nicht mehr und hatte ich letztendlich auch wenig Motivation. Denn die Kinder baten mich, ihnen eine Reise zu finanzieren, denn die anderen Volontaere haetten das auch gemacht. Ja gut, erstens waren die anderen Volontaere laenger hier, oder es war die ohnehin stattfindende Reise kurz vor den Sommerferien. Irgendwie haette ich mich ein wenig ausgenutzt gefuehlt und das Bauchgefuehl sprach dann eben gegen eine Reise, auch wenn ich den Kindern gerne etwas von ihrem Land gezeigt haette, sei es Dschungel oder Kueste.


Letzte Schulwoche

31. März 2010

Die letzte Schulwoche war emotional hoechst unterschiedlich. Von harten Pruefungswegnahmen zu schoensten geschriebenen Abschiedsworten hatte alles Platz.

 

Pruefungen

Am Dienstag startete ich in meine letzte Schulwoche. Am Montag zog ich noch meinen letzten von fuenf Ferientagen ein. Dies eigentlich nur um die Pruefungen vom Mittwoch vorzubereiten und noch einige liegengebliebene Dinge nachzuholen.

Die Pruefungen am Mittwoch waren dann die reinste Katastrophe! Ich habe den Kindern der betreffenden Klassen noch gesagt, dass ich die Pruefungen von jenen einziehen und mit 0 Punkten bewerten werde, die bescheissen (sprich schwatzen, abschreiben oder Hilfsmittel benutzen). Und leider leider musste ich trotz dieser Vorwarnung von rund 80% aller Schueler die Blaetter einziehen. Das enttaeuschte mich ziemlich, denn ich habe ihnen klar gesagt welche (wenigen) Seiten sie zu lernen haetten, habe mich vorbereitet und fuehlte mich von ihrem Verhalten verarscht. Und weil eben rund 80% 0 Punkte hatten (bei einem Punktemaximum von 20) und die restlichen, nicht bescheissenden Schueler fast durchwegs schlecht waren, wollte ich die Pruefung so nicht zaehlen lassen. Und so habe ich das Angebot gemacht, gestern Dienstag eine Nachpruefung machen zu koennen. Das Angebot wurde reger genutzt als ich erwartete. Und auch da konnten sie es nicht ganz lassen, nicht in Partnerarbeit die – genau gleiche – Pruefung zu schreiben. Ein bisschen habe ich die Augen zugedrueckt, aber die Kinder auseinandergenommen wenn sie es zu bunt trieben.

Am Donnerstag waren offiziell die letzten Schulstunden mit mir, denn am Freitag war Spezialprogramm. Alex, der neue Volontaer und mein Nachfolger kam mit mir in die Schule um alles kennen zu lernen. Nach der Schule luden uns die Lehrerinnen wegen Abschied und Willkommenheissen zu einem typisch ecuadorianischen Essen ein: Fritadas (fritierte Fleischstuecke) mit Tortillas (rundes Haerdoepfel-Kaese-Gemisch), Tostadas (angebratene Maiskoerner), einem Stueck Frischkaese und ein wenig Salat. Sehr fein! Dazu wurde ich noch mit einem Ecuador-T-Shirt und einem Alpaca-Schal beschenkt! Sie muessen mich wirklich irgendwie gern gehabt haben, dass es nicht nur bei den lobenden Dankesworten blieb!

Anschliessend kaufte ich beim Grossisten fuer das geplante Cinque Pi fuer die ganze Schule ein. Mangels in dieser Menge bezahlbarer Zutaten schwenkte ich spontan auf eine Spaghetata Napoli um und deckte mich mit den notwendigen Zutaten ein. So schleppte ich im grossen Rucksack das ganze Essen, im kleinen die fuer die letzte Nacht und den nachfolgenden Schultag noetigen Dinge und in einem grossen Plastiksack den Bilderrahmen fuer die Schule nach Tocagon. Weil ich zu spaet war fuer den letzten Bus nahm ich halt eine Camioneta und ritt auf der Ladeflaeche ueber die Pana durch die Nacht. Und musste dann den letzten Kilometer mit den geschaetzten zusaetzlichen 30 Kilo am Koerper ein paar Hoehenmeter zuruecklegen.

Am andern Morgen begann ich zu kochen – und gluecklicherweise half mir die Koechin, denn sonst haette ich es wohl nicht puenktlich auf die Pause geschafft. 15 kg Pasta, 70 Tomaten, 10 Zwiebeln und gehoerig Knobli, Oregano, Pimienta und eine Chili waren zu verarbeiten. Und zwischendurch bekam ich von einigen Schuelerinnen Abschiesbriefe und wurde von den Siebtklaesslern mit einer Torte und Cola sowie schoenen Dankesbriefen ueberrascht.

Danach richtete ich ein paar Abschiedsworte an die Schueler und Lehrerinnen und dankte mit zwei Geschenken: dem grossen das morgen Dienstag kommen wird und einem kleinen, dem Bilderrahmen mit ein paar ausgewaehlten Fotos und der dazugehoerigen CD mit allen Fotos der letzten drei Monate. Das kam sehr gut an! Und anschliessend stuermten die Kinder den Essraum und genehmigten sich einen oder zwei Teller meines Essens.

In den letzten beiden Stunden zeigte ich den Kindern einige Fotos aus der Schweiz; wie´s bei uns so ausschaut, wo ich herkomme und wie wir wohnen. Und natuerlich interessierte sie auch wer denn meine Novia (Freundin) sei und sie hatten grossen Plausch an einigen gemeinsamen Fotos. Und weil noch ein wenig Zeit blieb, zeigte ich ihnen auch noch ein paar Fotos meiner Suedamerikareise.

Anschliessend ass ich noch ein letztes Mal in der Familie Almuerzo (Zmittag) und zog danach definitiv aus meinem liebgewonnenen Zimmer mit schoenem Ausblick auf den Vater Imbabura aus. Auf dem Rueckweg nach Otavalo passte mich noch eine Schuelerin ab und ueberreichte mir noch einen kleinen Strauss Blumen! Welch eine schoene Ueberraschung zu all den Briefen und schoenen Worten! Es war ein Abschied wie man sich ihn nicht schoener wuenschen koennte!


Matrimonio

31. März 2010

Meine beiden Gastbrueder heirateten ihre Frauen Ines und Rosa. An beiden Sonntagen waren rund 300 Leute zu Messe und viel zu viel Essen eingeladen. Plastiksaecke waren das wichtigste Utensil und Ohrenstoepsel waeren gut gewesen.

Die letzten beiden Sonntage verbrachte ich wie frueher erwaehnt auf zwei Hochzeiten. Und weil sie nicht gleichzeitig stattfanden, durfte ich eben auf zwei Hochzeiten tanzen. Wenn den getanzt worden waere. Denn meine beiden Gastbrueder gehoeren des evangelischen Glaubens an und da wird weder getrunken noch getanzt. Es wurde bei diesen Hochzeiten auch keine Darbietungen oder sonst ein Programm geboten. Nur (viel zu lange) Kirche, herumsitzen und viel zu viel essen. Nach meinem Empfinden sind ecuadorianisch-evangelische Hochzeiten darum etwas langweilig und ich freue mich jetzt schon auf die naechste Hochzeit in der Schweiz (vorerst mal noch als Gast, um allfaelligen Fragen zuvorzukommen 😉 ).

Hochzeitsmesse

Die Hochzeitsmessen waren auf Kichwa und da fuehlt sich die Dauer halt noch laenger an wenn man nichts versteht. Ich hatte mein Mitwirken gluecklicherweise aber nicht nur auf Zuhoeren zu beschraenken, sondern konnte mich als Fotograf am Rande einbringen. Und als Ehrengast darf man sich auch noch ein wenig besser fuehlen. Bis es endlich zur Vermaehlungszeremonie kommt, wird aeusserst theatralisch gepredigt, moralisiert und im Speziellen „Amigo Jesus“ angebetet. Da kommt mir die katholische Kirche im Vergleich dazu schon sehr rational rueber – und ich habe auch einen ecuadorianisch-katholischen Gottesdienst erlebt. Und gleichzeitig dieser evangelische Glaube schon fast sekten- oder freikirchenhaft, denn alles Gute ist wegen unsrem Freund, dem Jesus…! Naja.

Kulinarisches

Nachdem man gedankenversunken vom Ende ueberrascht wurde, zogen die Karavanen los zum Hause Caiza, dem bisherigen Wohnort der Braeutigame, wo unter zwei Festzelten unzaehlige Stuehle zum Besessen werden und der Aperotisch mit der riesigen Hochzeitstorte aufs Bestuermtwerden warteten. Doch leider musste man damit ausharren und zwischenzeitlich schon vielzuviel essen, sodass einem die Deckung des Tisches nicht mehr so schampar anmachte. Als ersten Gang erhielt man zwei (!) Schuesseln Suppe mit Mote, Haerdoepfel und einem Stueck Innereien. Die eine Schuessel wird gleich verschenkt oder/und deren Inhalt wandert in einem Plastiksack. Als zweites kommen die Leute mit einem riesigen Stoffsack voll Reis-Bohne-Tostado-Gemisch vorbei und schoepfen diese nicht sonderlich appetitlich erscheinende Masse mit einem grossen Becher in einen (anderen) Plastiksack. Danach folgt eine weitere Suppe, diesmal etwas dicker mit Haerdoepfel und einem gekochten Ei. Die Eier werden uebrigens in riesigen Kartons zusammen mit einer Harasse Suessgetraenken als Geschenk als Zeichen der Fruchtbarkeit mitgebracht. Nun ja, die zweite Hochzeit war ja Folge der Fruchbarkeit und nicht umgekehrt…

Weiter im Menuplan: Anschliessend wird der Magen mit einem grossen Teller aus Mote, Haerdoepfel und einem guten Stueck zaechem Fleisch weiter gefuellt. Bei den meisten Gaesten wandert sicher immer die Haelfte in die Plastiksaecke oder sonstige Behaelter. Da sage ich aber lieber einmal „Nein, ich mag nicht mehr!“ als die ganze kommende Woche das Zeug auch noch zu essen. Und es ist noch nicht fertig! Zum Trinken kriegt man einen herumgereichten Becher Colita (hauptsache Zuckerwasser mit Farbe oder richtiges Cola) und spaeter eine Art fluessigeres Oepfelmus das ziemlich stopft und so schon eher als Speise durchgeht. Zum herumgereichten Becher gilt es zu sagen, dass ich zumindest gestern meinen eigenen Becher besorgte, um nicht ganz Tocagon mit meiner Erkaeltung anzustecken. Vielleicht habe ich genau auf diesem Weg die Erkaeltung zugezogen. Denn zumindest die Kinder haben immer eine Schnoederi-Nase.

Und zum Schluss wird dann doch noch die Hochzeitstorte angeschnitten und dazu kriegt man (und jetzt will man mangels Platz nicht mehr) die Aperohaeppchen. Doch wer sagt denn „Schluss“? Letzten Sonntag gingen wir anschliessend weiter zum Haus der Braut. Und da geht das ganze kulinarische Spiel nochmals von vorne los! Und staendigt sitzt man da, lacht kaum, redet sehr wenig mit seinen Nachbarn (und die andern haben nicht einmal eine Sprachbarriere!) und wartet auf den naechsten Gang und ueberlegt sich derweil wohin man diesen stopfen koennte.

Rahmen

Zu alle dem spielt immer eine Musik in ohrenbetaeubender Lautstaerke und laesst einem zu Floetenklaengen, Folklore oder Amigo-Jesus-Hochpreiserei lauschen. Oder es werden des oeftern Namen vom Brautpaar, den Eltern und Trauzeugen, sowie der Kuechenmannschaft erwaehnt. Wobei Kuechenmannschaft der voellig falsche Ausdruck ist, denn erstens ist es eine komplette Frauschaft und zweitens wird das Essen nicht in einer Kueche, sondern im Freien ueber drei Feuer in unglaublich grossen Toepfen zubereitet.